Buchbinder habe ich von 1974 bis 1976 gelernt. Meine Lehrstelle bekam ich bei der Lausitzer Rundschau in Cottbus. Die wurde kurz LR genannt und viele Menschen sagten auch LügenRudi.
Mein Lehrbetrieb war in dieser Zeit der Grafische Großbetrieb „Völkerfreundschaft“ in Dresden. Dort verbrachte ich überwiegend die zwei Lehrjahre. Nach Abschluß der Lehre als Facharbeiter, in bundesdeutsch Geselle genannt arbeitete ich kurze Zeit in der halbindustriellen Buchbinderei der Lausitzer Rundschau. Das gefiel mich nicht und ich ging wieder nach Dresden und an die Landesbibliothek zum Buchbinder Tham, der damals die berühmten Maya-Handschriften reparierte und frisch konservierte.
Im Jahr 1978 gründete sich die Galerie Kunstsammlung in die ich als Galerietechniker einstieg, wobei ich meine buchbinderischen Fähigkeiten das erste Mal handwerklich einsetzen konnte. 1980 bis Frühjahr 1981 lernte ich Siebdrucker in der legendären Werkstatt von Jürgen Gottschalk. Dann wollte mich der Wehrdienst, den ich im Herbst 1982 überstand.
Ab 1982 arbeitete ich darauf hin eine Siebdruckwerkstatt zu errichten. Das wurde von Staatsseite der DDR bekämpft. Ich tat es und produzierte viele Grafiken von und für Künstler. Allein 8 Künstlerbücher im Auftrag und gelegendliche Mitarbeit an Untergrundzeitschriften 1986 hat der Staat DDR die Faxen dicke und bot mir an, das Land zu verlassen.
Von 1987 habe ich über 5 Jahren in Frankfurt/Main im eigenen Atelier und verschiedenen Einrichtungen Kurse abgehalten. Nach dem Mauerfall hat es mich wieder in den Osten getrieben. Dort gearbeitete, vor allen an Schulen, Jugendkunstschulen und Vereinen, weniger an Volkshochschulen. Seit 2006 lebte ich im Berchtesgadener Land und hielt Seminare hauptsächlich im süddeutschen und österreichischen Raum. In dieser Zeit wurde an über 80 Volkshochschulen, 30 Schulen und 6 Akademien, oft mehrmals unterrichtet. Seit dem Sommer 2013 lebe ich in Berlin und gebe weiterhin Kurse und arbeite freiberuflich an und mit Büchern.
Buchbinder Dressler